ist-bequem-immer-gut_v2Ein lieber Freund hat im Gespräch bei mir einen Nachdenkprozess in Gang gesetzt, den ich gern einmal mitteilen möchte. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Fragen in Bezug auf den Versandhändler Amazon: Frage 1: Ist es angesagt, bei einem Unternehmen zu kaufen, das seine Mitarbeiter möglicherweise nicht gut – oder sogar unmenschlich – behandelt? Ich kann diese Frage nicht aus eigener Erfahrung bewerten, die Wahl des Amazon-Chefs zum „Schlechtesten Manager“ der Welt und die nicht abreißende Kritik an den Arbeitsbedingungen dort scheinen aber recht deutliche Indizien in diese Richtung zu sein. Frage 2: Ist es angesagt, bei einem Unternehmen zu kaufen, das in Deutschland Gewinne erwirtschaftet, aber kaum Steuern zahlt? Der „kleine“ Buchhändler vor Ort zahlt, so er denn Gewinne macht, ganz „normal“ in Deutschland Gewerbesteuern. Amazon (wie andere große Konzerne auch) verschiebt über komplizierte Lizenzmodelle seine Gewinne in Billigsteuerländer wie zum Beispiel Luxemburg. „Die Gewerbesteuer ist die wichtigste originäre Einnahmequelle der Gemeinden in Deutschland.“ (Wikipedia) – Auf der einen Seite beklage ich die schlechten Straßen in meiner Gemeinde, auf der anderen Seite sorge ich mit meinem Kaufverhalten für einen deutlichen Einnahmenabfluss. Frage 3: Muss ich immer alles sofort haben? „One-Click-Express-Same-day-Drohnen-Belieferung“ – die grundsätzliche Frage ist hier, ob immer alles sofort verfügbar sein muss. Wieviel von dem, was ich so online bestelle, brauche ich tatsächlich sofort? Ist es nicht auch möglich, meine eigene Erwartungshaltung immer wieder kritisch zu hinterfragen? Ich möchte mich nicht dem Verdacht aussetzen, als Neider eines erfolgreichen Geschäftsmodells oder als hoffnungsloser Sozialromantiker dazustehen. Ich vermisse allerdings bei vielen der Konzerne die Verantwortung für den Menschen. Mit der Entkopplung von Kapital und Verantwortung wird der ausschließliche Blick auf den Shareholder Value schnell zum Tanz um das goldene Kalb. Ich habe diese Fragen für mich dahingehend beantwortet, dass wir im Unternehmen und ich privat auf den Einkauf bei Amazon zukünftig verzichten werde. Ich nehme niemandem übel, wenn er das anders sieht und macht, der Gedanke musste aber mal ‚raus… (ak)